Den Rennsteig zu Fuß
von Kathleen und Hans-Jörg Bloß

Wie in der Vergangenheit zu lesen war, gab es schon USV-Mitglieder, die  den Rennsteig mit dem Fahrrad erkundeten. Wir wollten die knapp 170 km (über die genaue Strecke gibt es unterschiedliche Aussagen) erwandern.

Zu Christi Himmelfahrt ging es los. Als Verstärkung konnten wir Hans-Jörg’s Schwester und deren Mann gewinnen. Mit der Deutschen Bahn fuhren wir nach Eisenach. An der Wartburg vorbei, Richtung Wilhelmstal, circa 1 km nach dem Ortsausgangsschild beginnt der Wanderweg durch die Drachenschlucht. Dieser etwa 3 km lange Weg endet an der „Hohen Sonne“. Die Drachenschlucht ist ein Naturschutzgebiet; an der engsten Stelle ist sie nur 68 cm breit. Wir fanden es sehr beeindruckend. An der „Hohen Sonne“ angekommen, stärkten wir uns mit Thüringer Bratwurst und einem halben Liter Bier. Unser Weg führte uns an diesem Tag erst einmal weiter nach Ruhla. Dieses beschauliche Örtchen (7 km lang) erreichten wir am späten Nachmittag. Unsere Pension lag natürlich am anderen Ende. Wir bezogen dort für 3 Tage Quartier.

Am Freitag war der eigentliche Start unserer Rennsteigwanderung. Nach ausgiebigem Frühstück wurde der Rucksack gepackt und los ging es.



Drachenschlucht
    

Steintaufe

1. Etappe Hörschel – Ascherbrück (ca. 19 km)

Wir starteten am Ufer der Werra. Nach alter Tradition nimmt der Wanderer von hier aus ein Steinchen, tauft diesen und nimmt ihn mit, um ihn in Blankenstein in die Selbitz zu werfen. Hans-Jörg hatte nicht richtig zugehört und taufte auch noch seinen rechten Schuh. Also lief er seine erste Etappe mit feuchtem Fuß. Ein Holzschildchen mit der Aufschrift „Gut Runst“ gibt uns den Gruß des Rennsteigwanderers mit auf den Weg, der gute Rennsteigwanderung bedeutet.

Wir hatten 2 längere Aufstiege zu überwinden. Uns begleiteten schöne Buchen- und Eichenwälder, in denen wir  Ausblicke, zum Beispiel ins Werratal oder zur Wartburg genossen. Auf dieser Etappe kamen wir erneut an der „Hohen Sonne“ vorbei, wo uns zum zweiten Mal Bratwurst und Bier erwartete…herrlich. Wir überquerten die B19. Ein Gedenkstein von 1992 erinnert an den 20-jährigen Guts-Muths Lauf , welcher hier im Mai 1973 das erste Mal gestartet wurde. Am Hotel Hubertushaus war für uns Endstation. Wir fuhren zurück nach Ruhla. Heiße Dusche (gut gegen schmerzende Beine), gutes Abendessen und ab ins Bett.

2. Etappe Ascherbrück – Heuberghaus (ca. 19 km)
Unsere Wirtin brachte uns zum heutigen Ausgangspunkt. Gut gerüstet zogen wir los. Heute wollten wir den Inselsberg erreichen. Wir machten einen kurzen Abstecher zum Gerberstein. Man entdeckt viele große Granitsteine, ein Weg hindurch bringt uns zur Felskanzel. Von dort aus hat man einen schönen Rundblick, nur heute nicht, der Nebel ist stärker! Das Wetter gestaltete sich nicht zum Positiven, im Gegenteil. Wir erreichten den Gipfel des Inselsberges. Die Sicht reichte keine 10 Meter, Schneeregen, Klasse! Das Thermometer zeigte aktuell 2,5 Grad Celsius. Mit dem Abstieg löste sich der Nebel allmählich auf. Am Fuße angekommen, genehmigten wir uns eine Pause und stärkten uns mit Proviant aus dem Rucksack. Jetzt waren es noch schlappe 5 km bis zum heutigen Ziel.


Inselsberg
    

3. Etappe Heuberghaus –Oberhof ca. 23,5 km
Heute war der erste Tag mit vollem Gepäck, da wir unser Quartier in Ruhla aufgeben mußten. Uns erwartete eine abwechslungsreiche Strecke mit einem langen, steilen Anstieg. Das Wetter änderte sich zu unseren Gunsten. Nach ca. 6 km machten wir einen Abstecher zum Spitterfall. Er ist der höchste natürliche Wasserfall in Thüringen mit einer Sturzhöhe von 20 Meter. Weiter Richtung Oberhof durchquerten wir nun vermehrt Fichtenwälder. Am späten Nachmittag erreichten wir die Biathlon-Arena. Eine kurze Rast war dringend nötig. Wir ließen uns die letzten Sonnenstrahlen des Tages ins Gesicht scheinen, und stellten fest, auch in Oberhof schmeckt das Bier.


Spitterfall
    


4. Etappe Oberhof – Neustadt ca. 27/29,5 km inkl. Schneekopf

Nach gutem Frühstück im Hotel“Oberland“ brachen wir bei Sonnenschein auf. Die heutige Strecke beinhaltete keine größeren Höhenunterschiede. Unser Weg führte uns am großen Beerberg vorbei. (mit 982 m höchster Berg des gesamten Gebirgszuges) Der Weg zumSchneekopf brachte uns etwa 2 km vom Rennsteig ab, lohnte sich aber, dank des im Mai 2008 errichteten Aussichtsturm. Zwei drittel waren geschafft, gleichzeitig der Mittelpunkt des Rennsteig´s (83,7 km).
                                     BERGFEST !

Die letzten Kilometer zogen sich endlos, aber alles, was hell ist, ist Tag! Pünktlich zum Abendessen war das Hotel „Hubertus“ erreicht.


Schneekopf
    

5.Etappe Neustadt – Neuhaus ca. 27 km

Unser Weg verlief parallel zur Straße Richtung Masserberg. Wir durchquerten den Kurort und erreichten den                 Eselsberg (842m) mit der Rennsteigwarte, den einzigsten Aussichtsturm unmittelbar am Rennsteig. Nach 13 km kreuzt der Rennsteig die alte Straße vom Werratal zum Schwarzatal, markiert durch einen großen Meilenstein. Die Umgebung zeigt, das wir uns dem Thüringer Schiefergebirge näherten. Über moorige Wiesen kamen wir zum Dreistromstein (812 m) und Dreiherrenstein. Dies ist ein Wappenstein an der Grenze zwischen Schwarzburg- Rudolstadt, Sachsen –Coburg – Sonneberg und Sachsen – Hildburghausen. Grenzsteine markieren den Rennsteig. Wir sind in Limbach angekommen, sehen den Ort Scheibe-Alsbach und den Schwarzastausee. In Neuhaus bezogen wir unsere Zimmer um Hotel „Oberland“ . Duschen, gutes Essen und ein Bett und Schluß für heute.

6. Etappe Neuhaus – Steinbach am Wald ca. 24,5 km

Wir haben alle aufgegessen, aber es regnet heute und das sollte sich für den Rest des Tages auch nicht mehr ändern. Wir verlassen Neuhaus und erreichen den Brand. In der Gaststätte konnten wir uns nicht trocknen, sie öffnet erst um 11 Uhr. Wir waren eindeutig zu schnell unterwegs. Also ging es weiter nach Spechtsbrunn. Der Wirt hatte den Kachelofen angeheizt. Wir stärkten uns und siehe da, es hatte für kurze Zeit mit regnen aufgehört. Unser Weg führte uns weiter Richtung Lichtenhain. Kilometer 14,2 – Kuhwald, wir überschreiten die Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Hier erfolgte am 28.April 1990 ein Volksfest, verbunden mit der Grenzöffnung.7 Kilometer vor unserem Ziel folgten wir der neuen Variante des Rennsteigweges. Diese führte durch den Wald, war attraktiver. Der Originalweg verläuft parallel zur Hauptstraße. Heute  brauchten wir etwas länger, um unsere Kleidung zu trocknen.

7. Etappe Steinbach am Wald – Blankenstein ca. 29 km

Auf zur letzten Etappe! Heute hieß es zügig laufen, 16.30 Uhr fährt der Zug von Blankenstein ab! Aber wir waren ja durchtrainiert, kein Problem. Wir durchquerten Blankenstein und begaben uns auf den Weg zur Selbitz, schließlich mußte jeder von uns noch seinen Stein ins Wasser werfen. Es blieb noch Zeit für eine Wurst und ein Glas Sekt. Wir hatten es geschafft! Mit dem Bus (Schienenersatzverkehr) ging es zurück nach Hockeroda und zu Fuß nach Hause.
 

Es hat uns sehr gefallen, die Zeit ging schnell vorbei.
 

Fazit: Als Thüringer sollte man den Rennsteig einmal gelaufen sein.

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